Es gibt einen Punkt, an dem man aufhört, sich zu empören – nicht, weil man resigniert hat, sondern weil man verstanden hat. Einen Punkt, an dem man erkennt, dass Empörung längst Teil des Spiels geworden ist. Dass sie einkalkuliert, kanalisiert, instrumentalisiert wird. Und genau an diesem Punkt geschieht etwas Seltsames: Man steigt innerlich aus.
Nicht laut, nicht heroisch, nicht mit Transparenten oder Parolen. Sondern still. Gelassen. Mit einem leisen, fast erleichterten Gedanken: Das ist alles nicht meins.
Nicht mein Krieg. Nicht meine Ideologie. Nicht meine kulturellen Ersatzreligionen. Nicht meine moralischen Pflichtübungen. Nicht mein schlechtes Gewissen auf Abruf. Und vor allem: nicht meine Verantwortung.
Denn Verantwortung setzt Teilhabe voraus. Zustimmung. Beteiligung. Und die wurde längst ersetzt durch moralische Erpressung, semantische Nebelkerzen und eine politische Dauerbeschallung, die jeden Zweifel zur Charakterschwäche erklärt.
Der Souverän – dieses schöne Wort, das man in Sonntagsreden noch benutzt wie ein Museumsstück – soll zahlen, schweigen, zustimmen und sich bitte emotional einbringen. Aber entscheiden? Nein, entscheiden darf er nicht. Er darf höchstens betroffen sein.
Und so entsteht diese merkwürdige Gegenbewegung: Menschen, die innerlich kündigen. Die sagen: Macht euren Zirkus. Aber ohne mich. Menschen, die den politischen Irrsinn nicht mehr bekämpfen, sondern beobachten – mit einer Mischung aus Sarkasmus, Bitterkeit und unfreiwilliger Komik.
Dieses Essay ist keine Verteidigung von Ignoranz. Es ist eine Abrechnung mit einer Politik, die den Anspruch erhebt, für alle zu sprechen – und dabei immer weniger trifft. Es ist das Protokoll einer inneren Distanzierung. Und vielleicht die ehrlichste Form von Widerstand, die noch geblieben ist.
Nicht in meinem Namen von Alfred-Walter von Staufen
Der Moment der inneren Kündigung
Es beginnt selten mit einem großen Knall. Kein dramatisches Erwachen, keine plötzliche Erkenntnis wie in schlechten Filmen. Es beginnt schleichend. Mit einem Gefühl von Fremdheit. Mit dem leisen Eindruck, dass all das, was angeblich „uns alle betrifft“, sich merkwürdig wenig nach mir anfühlt.
Kriege, Konflikte, globale Empörungswellen, moralische Pflichtdiskurse – sie rauschen vorbei wie ein endloser Nachrichtenstrom, der permanent Nähe simuliert, aber keinerlei echte Verbindung schafft. Man soll Haltung zeigen, Stellung beziehen, Flaggen posten, Meinungen übernehmen. Doch innerlich bleibt alles erstaunlich leer.
Und irgendwann stellt sich die einfache, fast kindliche Frage: Was habe ich eigentlich damit zu tun?
Nicht im philosophischen Sinne. Nicht moralisch aufgeladen. Sondern ganz konkret. Biografisch. Lebenspraktisch.
Ich war nie dort. Ich habe nichts entschieden. Ich habe nichts verursacht. Ich habe keinen Auftrag erteilt. Ich habe keine Rechnung unterschrieben. Ich habe niemanden gewählt, der mich dazu autorisiert hätte, in meinem Namen die Welt neu zu ordnen.
Und genau hier kippt etwas. Denn plötzlich wird klar: Die politische Klasse redet ständig über Verantwortung – aber nie über Zustimmung. Verantwortung wird verordnet, nicht getragen. Sie ist keine Folge von Teilhabe, sondern ein Instrument der Disziplinierung.
Die innere Kündigung ist kein Akt der Gleichgültigkeit. Sie ist ein Akt der Selbstverteidigung.
All die Kriege, die nie meine waren
Nehmen wir den Krieg. Nicht diesen einen, sondern das Prinzip. Immer ist irgendwo Krieg. Immer ist er „alternativlos“. Immer ist er „auch unser Krieg“. Immer ist er moralisch aufgeladen, emotionalisiert, personalisiert.
Aber wann genau wurde er mein Krieg?
Ich habe keine Waffen geliefert. Ich habe keine Strategiepapiere geschrieben. Ich habe keine Sanktionen entworfen. Ich habe keine Bündnisse geschlossen. Ich habe niemandem versprochen, für irgendetwas einzustehen – außer vielleicht für mein eigenes Leben, meine Familie, meinen Alltag.
Und doch soll ich zahlen. Moralisch. Finanziell. Emotional. Soll Schuld empfinden, wenn ich nicht mitfiebere. Soll mich rechtfertigen, wenn ich frage, wem das alles nützt.
Der Krieg wird verkauft wie ein Abo-Modell: Kündigung ausgeschlossen, Preis variabel, Laufzeit unbekannt. Und wehe dem, der fragt, ob er dieses Abo jemals abgeschlossen hat.
Kulturelle Dauerprovokation als Ersatzpolitik
Während reale Probleme ungelöst bleiben, tobt ein anderer Kampf – ein kultureller. Einer, der erstaunlich viel Energie bindet und erstaunlich wenig verbessert.
Symbole, Identitäten, Sprachregelungen, Empörungsrituale. Alles wird politisch aufgeladen, alles wird moralisch bewertet, alles wird zum Gradmesser für „Haltung“.
Aber wessen Haltung eigentlich?
Es geht längst nicht mehr um Toleranz. Es geht um Konformität. Nicht um Freiheit, sondern um korrekte Abweichung innerhalb erlaubter Grenzen. Wer lacht, lacht falsch. Wer schweigt, schweigt verdächtig. Wer sich entzieht, gilt als Problemfall.
Dabei wäre Gleichgültigkeit in vielen Fällen die ehrlichere Reaktion. Nicht aus Feindseligkeit, sondern aus Desinteresse. Nicht alles, was existiert, verlangt nach meiner Zustimmung. Nicht alles, was möglich ist, muss zu meinem Anliegen werden.
Der pädagogische Staat und seine infantilen Rituale
Besonders unerquicklich wird es dort, wo Politik beginnt, ihre Bürger wie schlecht erzogene Kinder zu behandeln. Mit Belohnungssystemen, Strafpunkten, Sammelalben, Zertifikaten, Kampagnen und moralischen Aufklebern.
Der Staat erklärt, was gut für dich ist. Wie du zu leben hast. Was du denken solltest. Was du fühlen musst. Und falls du das nicht tust, erklärt er dir sehr geduldig, warum du falsch liegst.
Das ist keine Fürsorge. Das ist Bevormundung mit freundlichem Gesicht.
Der Souverän wird zum Objekt pädagogischer Maßnahmen degradiert. Zum Schüler einer Dauerschulung, die nie endet und deren Lehrplan sich ständig ändert. Wer gestern noch vorbildlich war, ist morgen problematisch. Wer heute mitmacht, wird morgen korrigiert.
Und irgendwann erkennt man: Das Spiel ist nicht zu gewinnen. Also hört man auf mitzuspielen.
Die Wahl, die keine ist
Man erzählt uns gern, wir hätten ja eine Wahl. Dieses Wort wird herumgereicht wie ein Beruhigungsmittel. Du darfst wählen 😊. Klingt großartig. Demokratisch. Erhaben. Nur dumm, dass es sich immer häufiger anfühlt wie die Auswahl zwischen drei Sorten eingeschlafener Füße.
Wählen darfst du – aber nur innerhalb eines engen, sauber abgesteckten Meinungskorridors. Die großen Fragen sind längst entschieden, bevor du dein Kreuzchen machst. Außenpolitik? Alternativlos. Wirtschaftsmodell? Sachzwang. Gesellschaftlicher Umbau? Unumkehrbar. Schulden? Investitionen in die Zukunft. Kontrolle? Sicherheit. Freiheit? Später.
Was du wählst, ist nicht die Richtung, sondern die Tonlage. Nicht das Ziel, sondern die Verpackung. Du darfst entscheiden, wer dir erklärt, warum du dich anpassen musst – nicht ob.
Und wenn du dich dann innerlich verweigerst, wenn du sagst: Ich will das alles nicht, dann bist du plötzlich undankbar, staatsfern, verantwortungslos. Dann heißt es, du würdest „die Demokratie gefährden“. Ein erstaunlicher Vorwurf – wenn man bedenkt, wie wenig Demokratie in diesen Entscheidungen noch steckt.
Die Wahl ist zum Ritual geworden. Zum demokratischen Pflichttermin ohne reale Konsequenz. Man geht hin, wirft einen Zettel ein und darf sich danach vier Jahre lang anhören, dass „der Souverän entschieden hat“. Auch dann, wenn er ganz offensichtlich nichts entschieden hat.
Verantwortung ohne Auftrag
Ein besonders perfider Trick moderner Politik ist die Umdeutung von Verantwortung. Verantwortung war einmal die Folge von Macht. Wer entscheidet, trägt Verantwortung. Heute ist es umgekehrt: Wer bezahlt, trägt Verantwortung – ohne jemals entschieden zu haben.
Du sollst Verantwortung übernehmen für:
- globale Konflikte,
- historische Schuldkomplexe,
- gesellschaftliche Experimente,
- kulturelle Umwälzungen,
- wirtschaftliche Fehlplanungen,
- ideologische Großprojekte, wie zum Beispiel die Deindustrialisierung unseres Landes!
Aber wann wurdest du gefragt, ob du das willst? Wann hast du unterschrieben? Wann hast du gesagt: Ja, bitte, macht das alles in meinem Namen?
Die Antwort ist simpel: Nie!!!
Verantwortung wird dir zugeschoben wie ein schlecht gepacktes Paket. Du sollst sie annehmen, tragen, weiterreichen – und wehe, du stellst es ab. Dann giltst du als unsolidarisch.
Dabei ist die Ablehnung dieser Verantwortung keine Flucht, sondern eine logische Konsequenz. Wer keinen Auftrag erteilt hat, schuldet keine Loyalität. Wer nicht gefragt wurde, muss sich nicht rechtfertigen.
Der Souverän ist nicht der Schuldner der Politik. Die Politik ist Dienstleister des Souveräns. Zumindest theoretisch. Praktisch hat sich dieses Verhältnis längst umgedreht.
Der Zirkus der moralischen Überforderung
Je weniger reale Einflussmöglichkeiten es gibt, desto lauter wird die Moral. Das ist kein Zufall. Moral ersetzt Beteiligung. Sie ist das Placebo der Machtlosen – und das Steuerungsinstrument der Mächtigen.
Du sollst fühlen, was richtig ist. Denken, was erlaubt ist. Empört sein, wann es passt. Schweigen, wenn es unbequem wird. Moralische Überforderung ist kein Kollateralschaden – sie ist Methode.
Denn ein überforderter Mensch fragt nicht mehr nach Strukturen. Er sucht Schuld bei sich selbst. Habe ich genug getan? Bin ich sensibel genug? Habe ich korrekt gesprochen? Habe ich jemanden verletzt, ohne es zu merken?
Während du dich selbst kontrollierst, wird über dich entschieden. Während du an dir arbeitest, arbeitet das System weiter. Während du dich schämst, kassiert jemand anderes.
Und irgendwann dämmert dir: Diese Moral ist nicht dafür da, die Welt besser zu machen. Sie ist dafür da, dich ruhig zu halten.
Politik als Unterhaltungsformat
Vielleicht ist das Bitterste an der ganzen Sache, dass der politische Betrieb längst zur grotesken Unterhaltung verkommen ist. Nicht aus Versehen, sondern aus Notwendigkeit.
Denn wer nichts mehr zu entscheiden hat, muss inszenieren. Wer keine Lösungen bietet, liefert Narrative. Wer keine Verantwortung übernimmt, produziert Drama.
Politik ist Show geworden. Talkshow. Pressekonferenz. Hashtag. Empörungszyklus. Und wie jede schlechte Serie lebt sie davon, dass das Publikum emotional gebunden bleibt – selbst dann, wenn es sich über die Handlung nur noch lustig macht.
Der Kanzler als peinlicher Statist. Der Minister als unfreiwillige Karikatur. Die Expertin als wandelnde Worthülse. Alle spielen Rollen, die sie selbst kaum noch ernst nehmen.
Und das Publikum? Das lacht. Zynisch. Bitter. Erschöpft. Nicht, weil es nichts versteht – sondern weil es zu viel verstanden hat.
Der Rückzug als Akt der Souveränität
In dieser Situation erscheint der innere Rückzug plötzlich nicht mehr als Kapitulation, sondern als letzter Rest von Selbstbestimmung. Wenn du nichts mehr beeinflussen kannst, bleibt dir immerhin, dich nicht vereinnahmen zu lassen.
Du sagst:
- Das ist nicht mein Krieg!
- Das ist nicht meine Kulturdebatte!
- Das ist nicht meine Schuld!
- Das ist nicht mein Projekt!
Und erstaunlicherweise passiert dann etwas Befreiendes. Die Dauerempörung fällt ab. Die Schuldgefühle verstummen. Die moralische Daueranspannung lässt nach.
Du beobachtest. Du analysierst. Du amüsierst dich – manchmal schmerzhaft, manchmal herzhaft. Der Zirkus läuft weiter, aber du sitzt nicht mehr in der Manege.
Dieser Rückzug ist kein politisches Programm. Er ist ein psychologischer Selbstschutz. Eine Form innerer Emigration, die nicht aus Feigheit entsteht, sondern aus Klarheit.
Die paradoxe Freiheit der Ablehnung
Es ist ein seltsames Paradox: Erst indem man vieles ablehnt, gewinnt man Freiheit zurück. Nicht die Freiheit, alles zu tun – sondern die Freiheit, nicht alles mitzumachen.
Nicht alles verstehen zu müssen. Nicht überall Stellung zu beziehen. Nicht jede moralische Mode mitzugehen. Nicht jede Angst zu teilen.
Diese Freiheit ist leise. Unauffällig. Sie lässt sich nicht twittern, nicht plakatieren, nicht in Wahlprogramme gießen. Aber sie wirkt.
Denn ein Mensch, der innerlich nicht mehr verfügbar ist, ist schwer zu steuern. Wer sich nicht moralisch erpressen lässt, ist unbequem. Wer lacht, wo andere Angst haben sollen, entzieht sich der Kontrolle.
Vielleicht ist das die eigentliche Zeitenwende: Nicht die große Transformation, von der ständig geredet wird – sondern die stille Verweigerung derer, die sagen: Macht euren Kram. Aber ohne mich.
Zeitenwende als Farce
„Zeitenwende“ – dieses Wort klingt nach Umbruch, nach Neubeginn, nach Ernsthaftigkeit. In der Realität beschreibt es oft nur eine neue Verpackung für alte Muster.
Mehr Kontrolle. Weniger Mitsprache. Mehr Moral. Weniger Freiheit. Mehr Angst. Weniger Verantwortung der Entscheider.
Die Zeitenwende ist kein Fortschritt. Sie ist ein Marketingbegriff für das Scheitern politischer Vorstellungskraft. Und je häufiger er benutzt wird, desto hohler klingt er.
Was bleibt, ist eine Gesellschaft, die gleichzeitig überfordert und belehrt wird. Die zahlen soll, aber nicht entscheiden darf. Die souverän genannt wird, aber wie ein unmündiger Schüler behandelt wird.
Und genau deshalb lachen so viele. Nicht aus Freude – sondern aus Abwehr.
Der Souverän, der keiner mehr sein soll
Am Ende steht die bittere Erkenntnis: Der Souverän ist nur noch eine rhetorische Figur. Ein Wort aus der Verfassung, das man hervorholt, wenn es passt – und ignoriert, wenn es stört.
Der echte Souverän würde widersprechen!
Würde Nein sagen.
Würde Prioritäten setzen.
Würde Verantwortung delegieren – und sie notfalls zurückholen.
Doch genau das ist nicht erwünscht. Der heutige Bürger soll nicht souverän sein, sondern kompatibel. Anpassungsfähig. Moralisch sensibel. Politisch berechenbar.
Wer aus diesem Raster fällt, wird nicht widerlegt – sondern etikettiert. Nicht argumentativ bekämpft – sondern pathologisiert.
Und so bleibt vielen nur noch eines: Die innere Kündigung. Das leise Nein. Der Rückzug ins Private. Das Beobachten aus der zweiten Reihe.
Nicht heroisch.
Nicht revolutionär.
Aber ehrlich!
Buchempfehlung: „Die Wut des kleinen Mannes“

„Die Wut des kleinen Mannes“ ist kein Buch für Menschen, die noch glauben, Politik sei ein gut gemeinter Servicebetrieb mit gelegentlichen Kommunikationsproblemen. Es ist ein Buch für jene, die längst spüren, dass etwas Grundsätzliches zerbrochen ist – und dass man ihnen seit Jahren einreden will, dieses Zerbrechen sei Fortschritt.
Dieses Buch fragt nicht, warum Menschen wütend sind, sondern warum sie es nicht sein sollten. Warum systematische Überforderung, moralische Dauerbelehrung, finanzielle Ausblutung und politische Entmündigung als Normalzustand verkauft werden. Und warum jeder, der das ausspricht, reflexhaft verdächtigt wird: populistisch, regressiv, gefährlich.
Der „kleine Mann“ steht hier nicht für Dummheit oder Rückständigkeit, sondern für den Bürger ohne Macht, ohne Lobby, ohne PR-Abteilung. Für Menschen, die arbeiten, zahlen, funktionieren – und trotzdem ständig hören, sie seien das Problem. Zu laut, zu skeptisch, zu wenig begeistert von der nächsten großen Transformation.
„Die Wut des kleinen Mannes“ ist kein Aufruf zur Gewalt, sondern eine Abrechnung mit der Heuchelei eines Systems, das Emotionen pathologisiert, solange sie nicht politisch genehm sind. Es zeigt, wie Angst gesteuert, Schuld verteilt und Verantwortung von oben nach unten delegiert wird – und warum sich immer mehr Menschen innerlich zurückziehen, statt noch einmal enttäuscht zu hoffen.
Dieses Buch tröstet nicht. Es beruhigt nicht. Es erklärt. Und es nimmt ernst, was andere lächerlich machen. Wer nach einfachen Lösungen sucht, wird enttäuscht. Wer sich verstanden fühlen will, wird erschrocken nicken.
Es ist ein Buch für Leser, die nicht mehr fragen: Was darf ich denken?
Sondern: Warum eigentlich nicht?
Abschluss & Moral
Vielleicht ist das größte Missverständnis unserer Zeit die Annahme, man könne Menschen unbegrenzt belasten, belehren, beschämen und trotzdem ihre Loyalität erwarten. Vielleicht ist es naiv zu glauben, dass der Souverän ewig stillhält, während man ihm erklärt, warum seine Interessen zweitrangig seien.
Die moralische Erzählung, die uns umgibt, ist glatt, sauber, wohlmeinend – und zutiefst verlogen. Sie fordert Opfer, ohne zu fragen. Sie verlangt Zustimmung, ohne Wahl. Sie spricht von Freiheit und meint Gehorsam. Von Verantwortung und meint Unterordnung.
Die bittere Wahrheit ist: Eine Gesellschaft zerfällt nicht durch Wut. Sie zerfällt durch verordnete Harmonie. Durch das systematische Aberziehen von Sprache, Einfluss und Würde. Durch das ständige Gefühl, falsch zu sein – selbst dann, wenn man nichts getan hat.
Der Rückzug vieler Menschen ist kein Versagen. Er ist ein Symptom. Ein leises Urteil über eine Politik, die sich selbst wichtiger nimmt als die, in deren Namen sie spricht. Wer sich innerlich abwendet, tut das nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Selbstschutz.
Die Moral dieses Essays ist unbequem:
- Nicht jede Zeitenwende ist ein Fortschritt.
- Nicht jede Forderung ist legitim, nur weil sie moralisch klingt.
- Und nicht jede Ablehnung ist ein Angriff auf die Demokratie.
Manchmal ist sie ihr letzter Rest.
Liebe Leserschaft,
wenn du bis hierher gelesen hast und dich ertappt fühlst: gut. Wenn du genickt hast: besser. Und wenn du zwischendurch lachen musstest – vielleicht sogar bitter – dann bist du nicht allein.
Dieser Text will dich nicht überzeugen. Er will dich entlasten. Von Schuldgefühlen, die nie deine waren. Von Verantwortungen, die man dir zugeschoben hat. Von einem politischen Theater, das ohne dein Einverständnis spielt.
- Du darfst Nein sagen. Innerlich wie äußerlich.
- Du darfst beobachten, statt mitzuspielen.
- Und du darfst dich dem Zirkus entziehen, ohne dich erklären zu müssen.
Manchmal ist das mutiger als jede Parole.
Bitte werden oder bleiben Sie gesund, denn das ist das höchste Gut das wir pflegen sollten!!!
Herzlichst
Ihr Alfred-Walter von Staufen
Dank an „Die Puma“: Dieser Text wäre in dieser Form nicht entstanden ohne die Inspiration durch Die Puma. Nicht als Vorlage, nicht als Blaupause – sondern als Haltung. Als dieser seltene Mix aus Schärfe, Humor und der Bereitschaft, Dinge auszusprechen, die viele denken, aber kaum jemand formuliert.
„Die Puma“ steht für eine Art von Beobachtung, die weder anbiedert noch belehrt. Für Ironie ohne Zynismus und Kritik ohne moralische Selbstüberhöhung. Für das Recht, über Absurditäten zu lachen, ohne sie zu verharmlosen.
Danke für den Mut zur Klarheit.
Danke für die Unabhängigkeit im Denken.
Und danke für die Erinnerung daran, dass man den Irrsinn dieser Zeit manchmal nur erträgt, indem man ihn präzise beschreibt – und dabei nicht vergisst zu lachen.
Abbildungen:
- Alfred-Walter von Staufen (Mit KI generiert)
Quellenverzeichnis:
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): Demokratie, Partizipation und politische Entfremdung
- Colin Crouch: Postdemokratie
- Hannah Arendt: Macht und Gewalt
- Byung-Chul Han: Psychopolitik; Transparenzgesellschaft
- OECD: Trust in Government – International Comparisons
- World Values Survey: Political Trust & Alienation
- Bundesverfassungsgericht: Entscheidungen zu Souveränität & parlamentarischer Kontrolle
- Niklas Luhmann: Politische Theorie im Wohlfahrtsstaat
- Medienanalysen zu Framing, Moralisierung & Diskursverschiebung (ARD/ZDF, Reuters Institute)









